Während meiner Schulungen erarbeiten die Teilnehmer immer ein Geschichtenset für ihren jeweiligen Kontext. Diese Geschichtensets sind für mich immer ein persönlicher Höhepunkt, denn da werde ich häufig sehr reich beschenkt und entdecke viele neue Schätze in Gottes Wort. Ein Geschichtenset besteht aus 4-10 Geschichten, die entweder alle nacheinander erzählt werden oder Besuch um Besuch aufeinander aufbauen. Wie sieht das praktisch aus? An einer Schulung haben Physiotherapeuten teilgenommen, die irgendwo in Asien arbeiten. Behinderte Kinder oder Erwachsene gelten als Schande und werden häufig versteckt. So erhalten sie nicht die Unterstützung, die sie eigentlich bräuchten. Diese Physiotherapeuten fahren auf die Dörfer und besuchen die Familien. Je nach Behinderung machen sie Übungen oder Behandlungen und bringen den Eltern bei, diese auch zu wiederholen. Danach sitzt man auf jeden Fall für eine Tasse Tee oder meistens für ein Essen zusammen. Dabei erzählen sie bei jedem Besuch eine der Geschichten aus folgendem Set:
Erschaffung der Welt Gen 1-2 Möglicher Schluss: Alle Menschen sind als Ebenbild Gottes erschaffen, auch Menschen mit Behinderungen.
Der erste Ungehorsam gegen Gott Genesis 3:1-24 Schwerpunkt: Durch den Ungehorsam der Menschen kam auch das Leid in die Welt.
David und Mefi-Boschet 2. Samuel 9,1-13 Schwerpunkt: König David hat einem schwer Gehbehinderten alles Land zurückgegeben und Mefi Boschet ist täglich Gast am königlichen Tisch.
Jesus heilt einen Blindgeborenen Johannes 9,1-9 Möglicher Schluss: „Der Zweck der Behinderung ist nicht die Bestrafung für individuelle Sünden, sondern die Ehre Gottes.“
Den Schwachen sehen Lukas 14,1.7-14 Schwerpunkt: Jesus sieht das Leid der Schwachen.
Die Geschichte von den verlorenen Söhnen Lukas 15,11-32 Bei Gott sind alle willkommen, auch Menschen, die angeblich eine Schande sind.
Der Afrikaner Apostelgeschichte 8,26-39 Schwerpunkt: Der Kämmerer war kastriert und wird Nachfolger Jesu.
Meine persönliche Lieblingsgeschichte aus diesem Set ist David und Mefi-Boschet 2. Samuel 9,1-13
Nachdem David König geworden war, dachte er an seinen verstorbenen Freund Jonathan, den Sohn des früheren Königs Saul. David begann nachzuforschen, ob noch jemand von Sauls Familie lebte. Denn er wollte unbedingt das Versprechen einlösen, das er Jonathan gegeben hatte, nämlich ihm Gutes zu tun. Einer seiner Diener erinnerte sich, dass ein Sohn Jonathans, Mefi-Boschet, noch lebte. Als er noch ein Kind war, hatte ihn seine Pflegerin auf der Flucht aus Versehen fallen lassen. Seitdem ist er an beiden Füßen gelähmt und kann nicht mehr laufen. König David ließ ihn aus einer etwas entfernten Stadt holen. Als Mefi-Boschet am Königshof ankam, verbeugte er sich vor König David. David beruhigte ihn: “Du brauchst keine Angst zu haben. Dein Vater war mein bester Freund, und ich will dir Gutes tun. Ich gebe dir alle Felder zurück, die deinem Großvater Saul gehörten. Du sollst jeden Tag als mein Gast an meinem Tisch essen.“ Da verbeugte sich Mefi-Boschet wieder und fragte: „Wie habe ich das verdient? Ich bin doch nur so viel wert wie ein toter Hund.“ Da erklärte König David öffentlich: „Ich vermache König Sauls ganzen Besitz seinem Enkel Mefi-Boschet.“ König David behandelte Mefi-Boschet sehr gut, obwohl er ihn hätte töten können. Und so aß er jeden Tag mit König David. Das ist eine wahre Geschichte aus der Bibel. Mögliche Schluss: Mir gefällt an dieser Geschichte, dass König David einen behinderten Menschen wie ein Königskind behandelt hat.
Überlegt Euch mal, wie diese Geschichte auf Eltern wirkt, die bisher nur gehört haben: Behinderte Kinder sind eine Schande.
In zukünftigen Blogbeiträgen werde ich auch immer wieder ein Geschichtenset vorstellen. Das ganze Material findest Du in meinem Handbuch „Geschichten und Mündliche Bibeln“ unter diesem Link. Da mein Handbuch weiter wächst, kann ich nur die aktuelle Seite angeben Seite 243, die sich aber ändern wird. Ansonsten im Inhaltsverzeichnis nachschauen unter „Gemeinde und Menschen mit Behinderung“. Das Foto stammt von https://www.freebibleimages.org, einer kostenlosen Superquelle für Bibelfotos oder Zeichnungen.
In der Zusammenfassung seiner Doktorarbeit „Einfach und komplex zugleich: Konversionsprozesse und ihre Beurteilung“ hat Reinhold Strähler vier faszinierende Wege beschrieben, wie Muslime Jesus finden (Dissertation auf Englisch zum Herunterladen). Wenn man Geschichten wie in diesem Fall Muslimen weitersagt, dann hat man ja auch ein Ziel vor Augen. Deswegen halte ich es für wichtig sich zu überlegen, wie z.B. Muslime Jesus finden können und welche Geschichten dazu passen.
Ich habe hier mal die vier Wege zitiert.
1. Intellektueller Weg: Miriams Weg
Miriam standen als Tochter einer hochgebildeten und angesehenen Familie im Irak alle Wege offen. Ihre Laufbahn über ein Studium zu einer wissenschaftlichen Karriere war selbstverständlich, ebenso wie auch der Islam ganz selbstverständlich zu ihrem Leben gehörte und ihre Identität bestimmte. Während ihrer Schulzeit begann eine religiöse Kampagne, bei der der Islam stärker betont wurde und der gesamte Koran im Unterricht behandelt wurde. Ihre Familie hatte wenig Kontakt mit Christen. Als gebildete und weltoffene Familie hatten sie zwar eine arabische Bibel zu Hause, deren Sprache empfand Miriam aber als schwierig und den Inhalt unverständlich.
Als Miriam 24 Jahre alt war, siedelte ihre Familie nach Deutschland über und damit begann eine neue Phase in ihrem Leben. Sie war fasziniert von der so ganz anderen Gesellschaft und den damit verbundenen Freiheiten und Möglichkeiten. Besonders sprach sie das westliche Frauenbild an. Sie setzte ihr Studium fort und zog von zu Hause aus, was für eine unverheiratete Frau aus dem Orient eigentlich undenkbar ist. Doch das Erleben der großen Freiheiten zeigte ihr auch die damit verbundenen Herausforderungen. Es war nicht einfach, sich mit verschiedenen Jobs über Wasser zu halten. Der Vormarsch des »Islamischen Staates« in ihrer Heimat belastete sie sehr. Sie brauchte Menschen, mit denen sie über ihre Sehnsucht nach Frieden reden konnte.
Eine deutsche Bekannte kritisierte Muhammad, was Miriam wütend machte und sie sogar soweit brachte, dass sie Selbstmordattentäter verteidigte. In ihrem Studentenwohnheim lernte sie koreanische Christen kennen und besuchte acht Jahre lang deren Gottesdienste. Inhaltlich verstand sie wenig, da die dort besprochenen Themen nicht auf Menschen mit einem muslimischen Hintergrund ausgerichtet waren. In einer arabischen Bibel, die sie erhielt, fühlte sie sich ohne Anleitung verloren. Sie störte sich an der Sprache, las aber dennoch immer wieder darin. Zu der Zeit schaute sie christliche Fernsehsendungen mit ihren religiösen und religionsvergleichenden Debatten. Aber irgendwann hatte sie genug davon, weil hier immer ihr Glaube angegriffen und lächerlich gemacht wurde.
Miriam suchte Gott, wusste aber nicht, wo sie eigentlich suchen und zu wem sie beten sollte. Sie las viel und verfolgte viele Debatten. Irgendwann war sie so am Ende, dass sie zu Jesus schrie und um ein Zeichen bat. In dieser Nacht hatte sie einen Traum, in dem sie sich auf einem sinkenden Schiff befand, aber selbst nicht sank. Voller Schrecken und zugleich tief getröstet wachte sie auf. Sie betete und dankte Jesus, dass er sie gerettet hatte. Nach diesem dramatischen Erlebnis bekam sie eine Bibel in einer verständlicheren arabischen Übersetzung und begann, mehr und mehr vom christlichen Glauben zu verstehen. Über einen deutschen Pfarrer kam sie in Kontakt zu einer arabischen Gemeinde und wurde dort 2017 getauft.
2. Weg der veränderten Einstellung: Abdis Geschichte
Abdi wuchs in einer dörflichen Umgebung in Kenia auf, die stark vom Islam geprägt ist und wo Christen als verachtete Minderheit gelten. Als Kind und Jugendlicher hatte er deshalb keine klare Vorstellung über den christlichen Glauben. »Wir kannten nur die eine Seite der Medaille«, erklärt er zu seiner Situation damals. Nach Beendigung der Sekundarstufe zog Abdi nach Nairobi, da seine Schwester schon in der Hauptstadt lebte. Durch sie kam er in Kontakt mit ausländischen Christen. Abdi war gerne mit ihnen zusammen, beim gemeinsamen Fußballspiel, bei Mahlzeiten und den Gesprächen über religiöse Themen. Nach und nach realisierte Abdi, dass die Bibel wertvolle Wahrheiten enthält, und er begann, diesen zu vertrauen.
Abdi war als strenger Muslim erzogen worden. Er war nicht immer begeistert bei der Ausübung der religiösen Riten dabei, aber er mochte den Gemeinschaftsaspekt im Islam. Für seine eigenen Leute existierte der christliche Glauben nicht, sie sahen die Christen als verlorene Menschen an. Doch als Abdi solche Menschen in Nairobi kennenlernte, veränderte sich seine Einstellung gegenüber Christen dramatisch. Die Liebe, die er von ihnen erfuhr, überwältigte ihn. »Die Liebe, die diese Christen füreinander und sogar für Angehörige anderer Religionen haben, das ist es, was mein Interesse weckte.« Diese Liebe machte ihm deutlich, dass es da »eine andere Seite der Medaille« gibt. Etwa zwei Jahre lang war Abdi in Kontakt mit diesen Christen, beobachtete ihr Leben, lernte von ihnen viel über die Lehren der Bibel. Dann war er bereit, zu entscheiden, selbst Jesus Christus nachzufolgen.
3. Mystischer Weg: Vahids Geschichte
Vahid ist Elektroingenieur und kommt – wie auch seine Frau Elham – aus einer wohlhabenden Familie der Mittelschicht im Iran. Der Glaube an Gott spielte für ihn keine Rolle. Er hatte eher eine kritische Haltung gegenüber den islamischen Ansprüchen. Zweieinhalb Wochen nach seiner Hochzeit 2013 starb sein Vater. Daraufhin bekam Vahid Depressionen und Angst vor dem Tod, seine Lebensfreude schwand. Er geriet in eine tiefe Krise und hatte das Gefühl, in einem Sumpf zu versinken. Im Oktober 2016 besuchte eine iranische Freundin das Ehepaar, die in den USA lebt. Sie ist Christin. Vahid ging auf ihr Angebot ein, für ihn zu beten. Während des Gebetes erlebte Vahid eine plötzliche Erleichterung und empfand sich hinterher als geheilt.
Dieses tiefe emotionale Erlebnis führte zu einer kognitiven Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben. Das Ehepaar begann, gemeinsam die Bibel zu lesen und Informationen im Internet zu suchen. Bei einem Besuch in Frankreich nahmen sie zum ersten Mal in ihrem Leben an einem christlichen Gottesdienst teil. Nach ihrer Rückkehr in den Iran stießen sie im März 2017 auf eine Fernsehsendung des christlichen Senders Sat-7. Der Redner ermutigte am Ende der Sendung die Zuhörer, ihr Leben Jesus Christus anzuvertrauen und sich ihm im Glauben zuzuwenden. Das Ehepaar tat dies mit einem Gebet. Bei einem weiteren Besuch in Deutschland ließen sie sich im Juni 2017 in einer persischen Gemeinde taufen.
4. Der Lösung Suchende Weg: Julias Geschichte
Julia wuchs im Iran in einer liberalen, weltoffenen Familie auf.155 Ihr Vater las nur auf Wunsch seiner tiefgläubigen Mutter den Koran, nach ihrem Tod nicht mehr. Julias Eltern führten vor der islamischen Revolution eine glückliche und eher ungewöhnliche Ehe. Die Mutter war in Kleidung und Verhalten westlich geprägt. Julias Vater pendelte im Rahmen seiner Arbeit zwischen dem Iran und der Arabischen Halbinsel hin und her. Dort hatte er amerikanische Arbeitskollegen, von denen einige Christen waren. Von ihnen lernte er viel über den christlichen Glauben und bezeichnete sich schließlich selbst als Christ, ohne aber je offiziell zum christlichen Glauben überzutreten und sich taufen zu lassen. Zu Hause erzählte er seiner Familie viel von dem, was er über den christlichen Glauben gelernt hatte. So wuchs Julia mit dem Leitbild ihrer freiheitsliebenden Mutter und ihrem freidenkerischen Vater auf und übernahm deren Haltung, auch ihre Liebe zum christlichen Glauben.
Nach ihrem Diplom ging Julia ebenfalls auf die Arabische Halbinsel zur Arbeit. Drei Jahre später heiratete sie aus einer Zwangssituation heraus. Ihr Vater hatte zu der Zeit Schulden und ein Bekannter aus dem Iran bot ihm ein hohes Brautgeld an, wenn Julia seinen Sohn heiraten würde. Julia stimmte ihrem Vater zuliebe der Ehe zu. Schon bald stellte sich heraus, dass ihr Mann gewalttätig war. Er begann, Julia zu schlagen. Seine Familie hatte im Blick auf die Rechte von Frauen eine sehr konservative und restriktive Einstellung und so wurde Julia gezwungen, sich zu verschleiern, selbst in Gegenwart ihrer Schwäger, obwohl das im Islam eigentlich unüblich ist. Ihr Mann wurde immer misstrauischer und schikanierte seine Frau zunehmend. Das Leben wurde für sie zur Hölle. Auch die mittlerweile geborenen Kinder wurden vom Vater für die geringsten Versäumnisse geschlagen. Gleichzeitig hatte ihr Mann Affären mit anderen Frauen.
Der religiöse Fanatismus ihres Mannes und seine Gewalttätigkeit verursachten in Julia einen Hass auf den Islam. Sie begann, im Internet nach christlichen Inhalten zu suchen. Besonders die Wunder Jesu faszinierten sie, seine Liebe zu seinen Feinden und seine Demut, wie er etwa seinen Jüngern die Füße wusch. Sie sehnte sich nach einer Alternative zu der Enge ihres Lebens, zu der Gewalt und der Heuchelei von Menschen, die sich fromm gaben, aber völlig anders verhielten. Nach und nach kam sie zu der Überzeugung, dass der christliche Glaube der richtige Weg für sie sei. Zweimal ging sie zum Familiengericht, doch dort erlebte sie nur Ablehnung. So reifte in Julia der Plan einer Flucht.
Die Möglichkeit dazu ergab sich durch einen Besuch bei ihrer Schwester, die in Deutschland lebte. Ihr Mann willigte nach längerem Bitten in eine Besuchsreise ein. In Deutschland angekommen nutzte Julia die Gelegenheit, mit ihren Kindern zur Polizei zu gehen und Asyl zu beantragen. Ihr Mann war außer sich, aber da Julia ihrer Schwester nichts gesagt hatte, konnte diese auch nicht helfen, Julia zu finden. Noch während ihres Aufenthaltes in der Landeserstaufnahmestelle in Heidelberg suchte Julia den Kontakt zu einer christlichen Gemeinde. Später ließ sie sich in einer arabischsprachigen Gemeinde in Stuttgart taufen.
Welche Wege kennst Du? Kennst Du noch andere Wege? Wie könnten solche Wege bei säkularen Deutschen aussehen? Schreibe doch mal verschiedene geistliche Wege auf und schicke sie mir über den Kontakt. Unter Training findest Du alle Infos, um Dich zu einer Schulung anzumelden
Herausforderung: Lies die folgenden Geschichten und versuche herauszufinden, welche davon im Allgemeinen deine Volksgruppe beschreibt.
Denke dabei großzügig und sei dir bewusst, dass es viele Ausnahmen geben wird.
Nichtleser1: Die Geschichte Von Ali und Aigul
Ali war früher ein Bauer, aber jetzt lebt er in der Stadt und arbeitet als Hilfsarbeiter tageweise. Er und seine Frau Aigul haben zwei Jungen und ein Mädchen. Ali ist nie zur Schule gegangen. Bis vor kurzem kam er nicht einmal über den Markt hinaus, der drei Stunden Fußweg von seinem Hof entfernt ist. Er sieht in der Stadt Schrift, das hat für ihn aber keine Bedeutung, es sei denn die Farbe oder das Aussehen helfen ihm seinen Weg zu finden. Ali unterhält seine Kinder mit lustigen Geschichten aus seinem Arbeitsalltag. Aber sobald er zu Ende gesprochen hat, „verschwindet“ die Geschichte. Sie ist für immer weg, es sei denn, er wiederholt sie. Also bitten die Kinder ihn: „Erzähl sie noch mal!“ und erzählen sie Freunden am nächsten Tag. Aigul hört auch zu, damit sie ihrer Nachbarin beim Tee trinken etwas Neues erzählen kann. Beide verwenden Whatsapp, aber nur für Sprachnachrichten. Ali und Aigul lernen durch Geschichten, Anekdoten, Sprichwörter, Lieder und praktische Erfahrungen.
Nichtleser 2: Die Geschichte von Baris und Büschra
Baris ist ein ehemaliger Soldat, der jetzt in der Stadt arbeitet und ein kleines Geschäft betreibt. Er und seine Frau Büschra haben zwei Töchter und einen Sohn. Bevor er zur Armee ging, absolvierte er die Handelsschule. Als er mit der Schule fertig war, hat er jedoch aufgehört zu lesen. Büschra hat vor der Schwangerschaft in einer Näherei gearbeitet. Beide sind sie sehr stolz auf ihre ältere Tochter, die in der Schule die Klassenbeste ist. Aber insgeheim schämen sich beide, dass sie ihr nicht bei den Hausaufgaben helfen können. Mit elf Jahren liest sie bereits und versteht das Gelesene besser als die Eltern, besonders wenn es sich um ein Thema handelt, von dem die Eltern nicht viel wissen. Baris kauft wie einige seiner Freunde die Zeitung und sitzt im Teehaus und schaut sie sich an. Aber er bekommt neue Nachricht über seine Freunde und bildet sich seine Meinung aus Gesprächen mit seinen Freunden und durch Infos aus dem Radio. Büschra liebt es sich mit Nachbarinnen und Verwandten zu treffen. Gedruckte Informationen haben nur wenig Einfluss auf ihre Werte oder ihr Verhalten. Beide verwenden Whatsapp für kurze Nachrichten. Außerdem lieben es beide Videos auf Youtube anzuschauen. Ihr Leben basiert auf dem, was sie durch Geschichten, Diskussionen, Anekdoten, Sprichwörter, Lieder und praktische Erfahrungen lernen.
Nichtleser 3 Cem und Canan
Cem und Canan sind beide in der Stadt aufgewachsen und haben beide die Schule abgeschlossen. Cem hat nach der Schule erst einen kaufmännischen Beruf gelernt und dann seinen Militärdienst bei einer Spezialeinheit geleistet. Canan arbeitete sie als Angestellte, bis ihr erstes Kind geboren wurde. Sie schrieb Cem jede Woche, als er beim Militär war einen ausführlichen Brief. Und auch er schrieb ihr ausführlich zurück. Canan liest gerne. Meistens liest sie Romane, die sie sich bei Freunden oder in der Bücherei ausleiht. Aber ihre Lieblingsunterhaltung sind die Theaterstücke im Fernsehen und im Radio. Canan hilft ihrer älteren Tochter bei den Schularbeiten und achtet darauf, dass alle Aufgaben pünktlich erledigt werden. Aber wenn Canan oder Cem Informationen für sich selbst brauchen, schlagen sie sie nicht in der Bibliothek nach, obwohl sie dazu in der Lage sind. Stattdessen finden sie jemanden, der es ihnen sagt oder zeigt. Trotz ihrer Bildung halten sie Menschen immer noch für die beste Informationsquelle. Canan versteht ein wenig, wenn jemand etwas mit Hilfe von Skizzen, Punkten, Listen, Tabellen, Diagrammen oder Schritten erklärt, aber sie findet diese Art von Informationen für sich schwer zu merken und schwer an andere Menschen weiterzugeben. Canan zieht die mündliche Information der gedruckten Information vor. Sie lernt am besten und einfachsten durch Geschichten, Anekdoten, Sprichwörter, Lieder und praktische Erfahrungen und intensive Gespräche.
Leser: Demir und Deniz
Demir ist ein 26-jähriger Universitätsstudent mit Hauptfach Mathematik. Er hofft, einen Job an einer Hochschule für Lehrer zu bekommen. Er liest gerne und kauft sich Bücher zu Themen, die ihn interessieren, auch wenn sie nicht für seinen Unterricht benötigt werden. Seine Frau Deniz ist da wie Demir. Auch sie recherchiert viel am Computer, um zu lernen und sich auch Wissensgebiete jenseits der Mathematik zu erarbeiten. Beide leiben es neues zu lernen. Demir mag es auch, wenn der Text viele Bilder hat. Diese Vorliebe hat er sich im Internet angewöhnt. Deshalb stöhnt er beim Anblick von Schulbüchern mit langen Kapiteln, langen Absätzen und ohne Abbildungen! Beide ziehen es vor mithilfe von Gliederungen, Listen, Tabellen und Diagrammen neues zu lernen oder mit anderen zu teilen. Beide genießen einen guten Film.
Basierend auf deinem Verständnis von mündlicher und schriftlicher Kommunikation würde man deine Gruppe zu welchen Beispielen zählen:
Auf meiner Entdeckerreise in die Welt der Mündlichkeit hat mich folgender Artikel aus dem Jahr 2002 sehr herausgefordert:
Südsudan. Kürzlich graduierten achtzehn Männer und Frauen mit einem Zertifikat vom Südwestlichen B.-Seminar ohne je ein Buch geöffnet zu haben oder eine einzige Arbeit geschrieben zu haben. Tief im Süden des Sudans unterrichtet eine Bibelschule einheimische Gemeindeleiter ohne den Gebrauch von Büchern, Computern und Stiften. Die einzigen Werkzeuge, die die Studenten brauchen sind Ohren, um zu hören, Augen um zu sehen und einen Mund zum erzählen. IMB-Missionare und Missionare lehren alles mündlich.
“Das höchste Niveau unter den Studenten ist Klasse fünf“, so Tom Ogalo, kenianischer Missionar. “Viele Menschen in diesem Gebiet können nicht lesen. Lesen ist auch nicht der Weg, wie sie Informationen sammeln. Ihre Geschichte wird von Generation zu Generation mündlich weitergegeben. So macht es einfach Sinn, wenn wir anfangen theologische Ausbildung mündlich zu betreiben. Christen in einer Gesellschaft auszubilden, die nicht liest, bedeutet eine ernste Herausforderung für Missionare. Das Südwestliche B. Missionar in Fort Worth, Texas, arbeitet mit dem IMB zusammen, um Wege zu finden, mündliche Lernen mit biblischen Wahrheiten auszurüsten. Viele Missionare in der ganzen Welt benutzen das chronologische Bibelstudium, das von der Neuen Stämme Mission eingeführt wurde. Dieses Konzept lehrt, indem biblische Geschichten in chronologischer Reihenfolge erzählt werden. Jede Geschichte wird mehrmals wiederholt und jede Geschichte bezieht sich auf die nächste. Diese Methode wird für Evangelisation und Jüngerschaft verwendet.
“Als sich die gute Nachricht erfolgreich in mündlichen Kulturen durch diese Methode ausbreitete, waren die Missionare mit der Aufgabe und Herausforderung konfrontiert, wie diese neuen Gläubigen in den gegründeten Gemeinden zugerüstet werden sollen.” Sagte Grant Lovejoy, Professor im Seminar. “Wir fanden heraus, dass viele dieser mündlichen Lernenden nicht qualifiziert waren örtliche Seminare zu besuchen. Einige von ihnen konnten noch nicht einmal von theologischen Fernkursen aufgrund ihrer mündlichen Kultur profitieren.” So Lovejoy. “Der ganze Zugang ist so gestaltet Leute zuzurüsten, deren Wege zu lernen und zu kommunizieren mündlich sind. In der Ausbildung werden keine Vorlesungen, Mitschriebe, Fachbücher, Arbeitsbücher oder andere der normalerweise üblichen Lernaktivitäten westlicher Ausbildung verwendet. Lehrplan und Methodik des Unterrichtes wurden speziell für Menschen gestaltet, die in Kulturen leben und arbeiten werden, in den Lesen und Schreiben kaum praktiziert wird. Das Zertifikat vom Südwestlichen Baptisten Seminar hilft Glaubwürdigkeit und Standard für diejenigen zu bringen, die die mündliche Bibelschule abschließen. Ogalo und IMB Missionar Tom Reed lernten diese traditionellen Methode zu unterrichten von den Südsudanesen.
Nachdem sich die Klasse im Hof des größten Lehmhauses im Dorf versammelt hat, beginnt der Unterricht mit der Wiederholung der letzten Lektion. Sie sprechen über verschiedene Aspekte der Geschichte, ihrer Bedeutung und der Anwendung im Alltagsleben, bevor es zur nächsten Lektion weitergeht. Ogalo erzählt dann eine Geschichte aus den Paulusbriefen. „Diese Schule verlangt viel Auswendiglernen.” Erklärt Ogalo. “Wenn du die Geschichte falsch erzählst, dann werden es die Studenten falsch lernen und die werden es falsch ihren Gemeindegliedern erzählen.” Nach der Geschichte stellen Ogalo und Reed Fragen und beginnen eine Diskussion über Theologie und Gemeindeleitung. Reed leitet die Studenten an, Fragen durch den Reichtum der Geschichten, die sie schon gelernt haben zu beantworten. Jeder Student hat mehr wie 200 Bibelgeschichten gelernt. Für die Studenten gibt es jede Woche mündliche Tests und alle drei Monate ein umfassendes mündliches Examen. So lernen sie zu evangelisieren, Jüngerschaft, Gemeinden gründen und leiten, Seelsorge und ethische Fragen im Licht der Bibel anzugehen.
“Es geht alles über Wiederholung. Diese Menschen müssen jede einzelne Sache wiederholen, es ist nicht möglich für sie zu lesen oder ihr Gedächtnis aufzufrischen.“ erklärt Reed. “Deswegen haben wir viele kulturell angepasste Übungen. In jeder Lektion entwickeln die Studenten ein Drama und ein Lied, um die biblischen Wahrheiten zu illustrieren.” Studenten machen häufig vier oder fünf Lieder pro Geschichte. Leute aus entfernten Dörfern laufen zur Schule jeden Freitagabend, um die neuen Lieder der Woche zu lernen. Während sie bis zum frühen Morgen aufbleiben, singen sie dabei die neuen Lieder und gehen auch über alte Lieder.
Ogalo freut sich, als er hört, dass die Lieder gerade geübt werden und bemerkt, wie sehr sich das Dorf die letzten drei Jahre verändert hat: “Als wir zuerst kamen, kam niemand zu diesem Dorf oder lebte hier. Es gab kein Wasser. Jetzt ist ein Bohrloch hier und das ist der Versammlungsplatz für die Leute. Nicht nur wegen des Bohrloches, sondern wegen des Seminars. Gottes Wort verbreitet sich und Menschen nehmen die Geschichten als ihre an. Ein Student erzählt, dass, wenn er in sein Dorf zurückgeht und die Geschichten erzählt, die er im Seminar gelernt hat, die Reaktionen besser wie früher sind. „Sie erzählen mir, dass es das erste Mal ist, dass sie die Bibel verstanden haben und was es bedeutet Christ zu sein.“
Die meisten Studenten in dem Programm sind Pastoren in ihren Heimatdörfern. Die Vorgaben der Schule verlangen, dass sie neue Gemeinden pflanzen. Studenten erzählen die Geschichten und leiten Diskussionen, sie führen ein Drama auf und bringen neue Lieder und Tänze bei. Reed sagt, dass die Reaktion der Dorfbewohner erstaunlich sei. „Wir gehen so weit in den Busch, dass die Leute Blätter als Kleidung tragen. Es ist erstaunlich zu sehen, wie die Leute auf die Predigten und Lieder der Studenten reagieren. Dieser mündliche Weg des Predigens ist ein Weg Menschen zu erreichen, die traditionell Buschleute auf dem afrikanischen Kontinent sind. “
www.bpnews.net/bpnews.asp?id=13996, mit Erlaubnis hier veröffentlicht
Woher kommen die Migranten in Deutschland? Beim Anschauen der Statistik stellt man fest, dass viele Herkunftsländer der Migranten klassische Missionländer sind, also Länder mit unerreichten Volksgruppen. Allen voran die Türkei mit grob 1,5 Millionen Menschen. Als Faustregel gilt: Die gleiche Anzahl umfasst Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit, aber eben aus diesem Herkunftsland. Wichtig, diese Faustregel gilt nur für Menschen aus Herkunftsländern, die schon mehrere Jahrzehnte in Deutschland leben. Das schließt die Ukraine aus. Somit leben etwa 3 Millionen Menschen mit türkischem Hintergrund in Deutschland. Syrien (900.000), Polen (fast 900.000), Italien (650.000), Afghanistan (380.000), Griechenland (360.000), Russland (290.000), Kosovo (280.000) , Serbien (260.000) und Bosnien (230.000) würden ebenfalls in diese Kategorie klassische Missionsländer fallen. Hinweis: Die Zahlen in Klammern beschreiben nur die Staatsangehörigkeit.
Wie viele von diesen Menschen können richtig gut Deutsch? Wie viele von diesen Menschen lesen regelmäßig auf Deutsch? Sicherlich nicht der Großteil. Deswegen sind mündliche erzählte Geschichten neben ansprechenden Videos ein guter Weg, um die Gute Nachricht allen Menschen zu sagen, auch den vielen Migranten in Deutschland. Denn die Herkunftsländer der Migranten sind eben auch häufig klassische Missionsländer. Wenn Du mehr wissen willst, wie man mit einfachem Deutsch die Gute Nachricht weiter sagen kann, dann klicke auf Training.
Einschränkungen: Es gibt keine allgemein anerkannte Definition für klassische Missionsländer. Das ist eine eher persönliche Einschätzung. Bei der Definition von Unerreicht folge ich Joshua Project. Als Unerreicht zählt: Weniger wie 2 % Evangelikale.
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